Grundsteinlegung der Schleizer
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Zum Andenkern an den Fürsten Otto von Bismarck (1815-1898)
sollte auf der Höhe im Nordwesten zwischen Schleiz und Oettersdorf
ein Aussichtsturm gebaut werden. Bismarck war von
1871 bis 1890 Kanzler. Zu seinem 100. Geburtstag sollte das
Bauwerk eingeweiht werden. Schon im April 1906 wurde auf der
Anhöhe ein Feldgrundstück angekauft und die erste Eiche zum
sogenannten „Bismarck Hain“ gepflanzt. Tage später wurde das
ganze Grundstück mit Eichen, Buchen und Birken bestockt. Der
Ausschuss zur Errichtung eines Bismarck-Turms erließ einen
Aufruf zur Sammlung von freiwilligen Spenden. Durch allerlei
„vaterländische“ Veranstaltungen kam immerhin ein Grundstock
von 4000 Mark zusammen. Die Baukosten sollten sich
aber auf etwa das Doppelte belaufen. In einem Monatsheft des
damaligen Bismarck-Bundes aus dem Jahr 1910 ist zu lesen:
„Auf einer Naturbühne in der Nähe des Schleizer Schützenhauses
gelangten am 3. und 10. Juli Festspiele zur Aufführung, an
denen sich etwa 200 Personen aus allen Kreisen unserer Stadt
beteiligten. Der Reinertrag soll für einen Bismarck-Turm verwendet
werden.“ Am 19. Oktober 1913 wurde der Grundstein
in feierlicher Weise gelegt. Der Feier wohnten die Spitzen der
Behörden, die Schulanstalten mit ihren Lehrern, Vereine und
viele Bewohner aus der Stadt und Land bei. In einem stattlichen
Festumzug zogen die Festteilnehmer auf die Höhe. Die Festrede
hielt der Vorsitzende des Ausschusses für die Bismarck- Ehrung,
Medizinalrat Dr. Franz. Nicht weniger als 26 Vertreter vom
Ausschuss und den Vereinen führten unter Geleitssprüchen
Fundstück aus dem Stadtarchiv Schleiz
Der Aussichtsturm auf der Oettersdorfer Höhe
Hammerschläge aus. An dem Fürsten Heinrich XXVII. wurde ein
Ergebenheits-telegramm abgesandt. Der Ausschuss beschloss
später, den Bau des Turmes nach dem Entwurf des Regierungsbauführers
Hermstein auszuführen. Der Turm sollte eine Grundfläche
von 35 Quadratmetern erhalten, seine Höhe stand noch
nicht endgültig fest. Im Vogtland gab es seinerzeit bereits 4 Aussichtswarten,
die zum Andenken an den Fürsten Bismarck errichtet
wurden. Auf dem Kemmler bei Plauen, dem Kuhberg bei
Netzschkau, der Bismarckshöhe bei Markneukirchen und dem
Hainberg die Asch. Der Ascher Männergesangsverein hat im Juli
1914 bei seinem Freundschaftsbesuch der Liedertafel in Schleiz
dieser ein in Stein ausgeführtes Modell des Ascher Bismarckturmes
zum Geschenk gemacht. Die Ascher Sangesbrüder, 60 an
der Zahl, veranstalteten sogar unter sich eine Sammlung für den
hier zu errichtenden Bismarck-Turm. Im Sommer 1914 waren
bereits 263 Kubikmeter gutes Steinmaterial, das hauptsächlich
aus dem Oßwaldschen Bruch in Görkwitz stammte, angefahren
und aufgeschichtet. Wegen Ausbruchs des 1. Weltkrieges ruhten
dann die Bauarbeiten am Turm. Von einem Bürger wurde der
Vorschlag gemacht, die gesammelten Gelder dem Roten Kreuz
zur Verfügung zu stellen, und vom Turmbau Abstand zu nehmen.
Die große Mehrheit des Ausschusses entschied sich aber
für den Bau als Notstandsarbeit. Der Verlauf des Krieges machte
dem gesamten Vorhaben einen gewaltigen Strich durch die
Rechnung. Der Bau des Bismarck-Turmes wurde eingestellt.
H. Fichtelmann